Rekordergebnisse im Kapitalmarktgeschäft – drei Fragen an Theo Brockmann

Theo Brockmann, Bereichsleiter Kapitalmarkt Institutionelle Kunden

Abrupte Zinswende, Inflation, explodierende Energiepreise – das vergangene Jahr war von Extremereignissen und Unsicherheiten geprägt. Das wirkt sich auch auf unser Geschäft aus. Gleichzeitig haben unsere Kolleginnen und Kollegen im Kapitalmarktgeschäft ein Rekordergebnis im Kundengeschäft eingefahren. Wie passt das zusammen? Wir haben bei Theo Brockmann, Bereichsleiter Kapitalmarkt Institutionelle Kunden, nachgefragt.

 

Ihr Geschäftsbereich hatte bereits in den vergangenen Jahren Erfolge vorzuweisen. Warum ist es 2022 besonders gut gelaufen?

Schnell steigende Zinsen und volatile Märkte sind für unser Geschäft grundsätzlich gut. Denn: Bei unseren Kunden steigt dann der Bedarf, sich gegen Risiken abzusichern. Gleichzeitig haben viele Institutionelle Kunden und Unternehmen versucht, ihre Liquidität zu sichern und sich über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. Im Markt genießen wir ein großes Vertrauen und die Unternehmen schätzen unsere Kompetenz und Zuverlässigkeit. Beides zusammen hat dazu geführt, dass wir ein neues Rekordergebnis erwirtschaftet haben und damit unser stetiges Wachstum aus den Vorjahren fortsetzen konnten. Die Kolleginnen und Kollegen haben im vergangenen Jahr sehr viel gestemmt. Das ist eine Leistung, auf die sie stolz sein können. 

Was waren die wesentlichen Treiber für das Geschäft?

Um ein paar Beispiele zu nennen: Davon, dass sich sehr viele Kunden gegen die steigenden Zinsen absichern wollten, hat unser Derivategeschäft profitiert. Und insbesondere Unternehmen, die exportieren oder importieren, haben eine Absicherung ihrer Währungszahlungsströme gebraucht. Das wiederum hat unser Devisenhandelsgeschäft beflügelt. Die hohe Volatilität an den Aktienmärkten hat dazu geführt, dass wir unser Aktiengeschäft insbesondere mit Fondsgesellschaften deutlich gegenüber dem Vorjahr steigern konnten. Darüber hinaus haben viele unserer Kunden auf den Kapitalmarkt gesetzt, wenn es darum ging, an Liquidität oder Refinanzierungsmittel zu gelangen. Durch die Unsicherheiten am Markt haben viele von ihnen sogenannte Covered Bonds, also besicherte Anleihen emittiert. Das hat dazu geführt, dass wir auch in diesem Segment ein Rekordergebnis verzeichnen dürfen und in den internationalen Leaguetables auf dem zweiten Platz stehen.

Besonders gefreut hat mich übrigens, dass wir im vergangenen Jahr viel Geschäft rund um das wichtige Thema Nachhaltigkeit umsetzen konnten. Zusammen mit den Bereichen Firmenkunden und Structured Finance haben wir im letzten Jahr ein neues Rekordvolumen an Zinsswaps eingesetzt, mit denen wir die Zinskosten von Finanzierungen für nachhaltige Projekte wie Windparks oder Sozialwohnungen sichern konnten. Und wir wurden bei über 45 Anleihen und Schuldscheinen mit fast 46 Milliarden Euro Volumen für nachhaltige Zwecke als Bookrunner mandatiert. Emittenten waren staatsnahe Unternehmen, Finanzinstitutionen und Firmenkunden.

Was wird im Jahr 2023 wichtig?

Die Kapitalmärkte werden auch in diesem Jahr eine Vielzahl an Geschäftsmöglichkeiten liefern. Vor allem das klassische Anleihegeschäft feiert ein Comeback, weil Investoren wieder positive Renditen erwirtschaften können. 

Weitere Wachstumsmöglichkeiten sehe ich auch im Jahrhundertthema Nachhaltigkeit. Denn für viele Unternehmen geht es jetzt darum, ihre Geschäftsmodelle in puncto Nachhaltigkeit zu transformieren. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich wieder mehr Emittenten mit nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten an den Kapitalmarkt wagen, um dort Gelder aufzunehmen. Indem wir sie dabei begleiten, wollen wir unsere Stellung im Markt als einer der führenden Finanzierer nachhaltiger Transaktionen weiter ausbauen. In diesem Zusammenhang werden wir auch unsere Digitalisierungsinitiativen weiter ausbauen, da Innovation und Nachhaltigkeit untrennbar miteinander verbunden sind.